Lyrik - Einführung in die Verslehre - Teil 1
Ziel der Verslehre: über das Schematische eines Gedichtes hinaus den individuellen Charakter (die Schallform) des Gedichtes festzustellen. Bei Lyrik herrscht oft das Prinzip der Wiederholung.
Ein Gedicht besteht aus Takten, Zeilen, und Strophen.
der Takt | die Spanne zwischen zwei betonten Silben; er ist die kleinste metrische Einheit. |
die Zeile | eine Reihe von Takten (Zeile bestehen aus Takten) |
die Strophe | eine Zeilengruppe |
Wenn wir Verse metrisch bestimmen, wir beobachten die Takte. In der englischen Lyrik herrscht eine quantitierende Metrik; die Silben werden nach ihrer Zeitdauer (Kürze oder Länge) gemessen. Aber in der deutschen Lyrik herrscht eine akzentuierende Metrik: nicht Silbenlänge, sondern Silbenbetonung (oder Akzent) wird für den Bau der Verszeile maßgebend. Wenn wir Verse metrisch bestimmen, wir zählen die Hebungen/Senkungen.
die Hebung | betonte Silbe; normalerweise die natürliche Wortbetonung (z.B. Stammsilbe) |
die Senkung | unbetonte Silbe(n) zwischen Hebungen |
Zeilen werden nach ihren Hebungen genannt (z.B. dreihebige, vierhebige usw) und sie werden nach ihren Taktarten (oder Versfüßen) geordnet. Hier sind die wichtigsten Sorten von Taktarten:
Jambus | xX - Geburt, Betrug, Vernunft |
Trochäus | Xx - Liebe, dunkel, lachen |
Daktylus | Xxx - Königin, Finsternis, klingende |
Anapäst (kommt in deutschen Lyrik selten vor) | xxX - Medizin, Paradies, allerdings |
Amphibrachus | xXx - berufen, Geliebte, harmonisch, "erscheinen die Götter" |
Also redet man zum Beispiel von einem vierhebigen Jambus - das ist eine Zeile mit vier Jamben.
Am Ende einer Zeile kommt der Zeilenschluß.
männlicher Zeilenschluß | Zeilenschluß mit einer betonten Silbe |
weiblicher Zeilenschluß | Zeilenschluß mit einer unbetonten Silbe |
Der Zeilenschluß trägt den Reim.