1
,Slâfest du, friedel ziere?
man wecket uns leider schiere;
ein vogellîn so wol getân
daz ist der linden an daz zwî gegân.'
2
,Ich was vil sanfte entslâfen,
nu rüefestû, kint: "wâfen!"
liep âne léit mác niht sîn.
swaz dû gebiutest, daz leiste ich, mîn friundîn.'
3
Diu frouwe begunde weinen:
,du rîtest hínnen und lâst mich eine.
wenne wîlt du wider her zuo mir?
owê, du vüerest mîne fröide samt dir!' |
1
»Schläfst du noch, mein schöner
Geliebter?
Man weckt uns leider schon.
Ein Vöglein, so wunderschön,
das ist auf den Zweig der Linde geflogen.«
2
»Ich war so sanft eingeschlafen.
Nun rufst du, Kind: >Wach auf!<
Glück ohne Schmerz kann es nicht geben.
Was immer du mir aufträgst, das erfülle ich, liebe Freundin.«
3
Die Frau brach in Tränen aus.
»Du reitest fort und läßt mich allein.
Wann wirst du wieder zu mir kommen?
O weh! Du nimmst all mein Glück mit dir hinweg!« |